Magnetresonanztomographie (MRT)

Begriffserklärungen

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Die Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI) ist ein diagnostisches Verfahren, das die detaillierte Darstellung innerer Organe ermöglicht. Spricht man heutzutage von der “MRT”, so ist im Prostata-onkologischen Kontext außerdem immer das multiparametrische mpMRT gemeint, das die aktuellen Qualitätsstandards definiert. In 16 bis 27 Schnittbildern kann man dadurch sehr genau erkennen, ob ein Prostatakarzinom im Körper vorhanden ist oder sich ein bestehendes ausgebreitet hat. Die MRT ist wichtig für die Erstellung einer Diagnose, da dadurch Krankheiten festgestellt oder ausgeschlossen werden können. Physikalisch basiert die MRT auf sehr starken Magnetfeldern im Radiofrequenzbereich, die bestimmte Atomkerne im Körper anregen, wodurch schließlich ein elektrisches Signal gemessen werden kann. Dabei entsteht keinerlei belastende Strahlung. Die MRT ist nach derzeitigem Wissensstand ungefährlich und schmerzlos. Lediglich die Injektion von Kontrastmittel und der dabei entstehende Lärm kann für manche Menschen unangenehm oder beängstigend sein bzw. in seltenen Einzelfällen zu allergischen Reaktion führen.

Noch vor Beginn der Untersuchung müssen Patienten aufgrund des starken Magnetfelds jegliche metallische Gegenstände und Geräte ablegen. Dazu zählen Schmuck, Hörgeräte, Brille, Geld, Gürtel, Haarspangen etc. Im Falle von Tattoos oder nicht-abnehmbarer Implantate wird dringend dazu geraten, sich mit den zuständigen Ärztinnen und Radiologen in Verbindung zu setzen. Die Auswirkungen der MRT darauf können stark variieren. Ist der Patient frei von metallischen Gegenständen, wird er in ein Donut-förmiges Untersuchungsgerät geschoben, wo er für 10 bis 30 Minuten in Ruhe wartet. Je weniger er sich dabei bewegt, desto schöner und genauer wird das entstehende Bild. Danach ist die Untersuchung zu Ende und der Patient kann sein Ergebnis mit nach Hause nehmen. Der Befund geht dann direkt an den zuweisenden Arzt.

Für Betroffene stellt sich an dieser Stelle womöglich die Frage: Genügen der PSA-Wert und ein Biopsieergebnis nicht, um Prostatakrebs festzustellen? Dazu sei gesagt: Prinzipiell schon. Jedoch deutet ein hoher PSA-Wert leider nicht sonderlich spezifisch auf Prostatakrebs hin. Das bedeutet, dass ein aufsehenerregender PSA-Anstieg in 64% aller Fälle aus anderen Gründen erhöht ist, wie zum Beispiel aufgrund einer Prostataentzündung, einer gutartigen Prostatavergrößerung oder einfach altersbedingt. Gleichzeitig bedeutet ein niedriger PSA-Wert nicht automatisch, dass kein Tumor vorhanden ist. Die Biopsie hingegen ist zwar sogar äußerst spezifisch, tendiert aber dazu, das Ausmaß und den Grad des Karzinoms zu unterschätzen. Insofern stellt die mpMRT den medizinischen Standard dar, um einen bestmöglichen Überblick für die weitere Behandlung zu ermöglichen.

Einordnung und Bewertung der MRT-Ergebnisse (PIRADS-Score)

Grundsätzlich beinhaltet ein MRT-Ergebnis die Wahrscheinlichkeit, ob optische Auffälligkeiten vorhanden sind, die auf Prostatakrebs hinweisen könnten, und wie aggressiv sich dieser ausbreiten wird sowie die Lokalisation der von Krebs betroffenen Stellen und auch die Bemerkung etwaiger Prostata-abhängiger oder -unabhängiger Zufallsbefunde. Für eine möglichst genaue Beantwortung der zentralen Frage, ob überhaupt ein Prostatakarzinom vorhanden ist, wird das europäisch einheitliche PI-RADS-Score-Punktesystem herangezogen. Die Einordnung in die fünf PI-RADS-Klassen lautet demnach wie folgt:

  • Score 1 - Eine klinisch signifikante Erkrankung ist sehr unwahrscheinlich
  • Score 2 - Eine klinisch signifikante Erkrankung ist eher unwahrscheinlich
  • Score 3 - Eine klinisch signifikante Erkrankung ist uneindeutig und möglich
  • Score 4 - Eine klinisch signifikante Erkrankung ist eher wahrscheinlich
  • Score 5 - Eine klinisch signifikante Erkrankung ist sehr wahrscheinlich

Allgemein bezeichnet man dabei die Scores 1 und 2 als unauffällig, aber mit einem Restrisiko verbunden, weswegen zusätzlich eine PSA-gestützte Kontrolle angeboten werden kann. Verdächtige Areale mit einem PI-RADS Score zwischen 3 und 5 gelten dagegen als abklärungsbedürftig und sollten gezielt biopsiert werden. Beobachtet die Ärztin noch weitere Auffälligkeiten, so werden auch diese vermerkt und in eine 5-Punkte-Skala eingeordnet. Beispiele dafür sind etwa ungewöhnliche extrakapsuläre Ausdehnungen, das Vordringen des Tumors in die Samenblase, etwaige Gefäß-Nervenbündel und optische Abweichungen in der Rektalwand und dem Blasenhals. 

Tatsächlich gibt es allerdings auch gutartige Veränderungen, die Prostatakrebs im MRT-Bild imitieren und das Ergebnis unklar machen können. Dazu zählen zum Beispiel Prostatitis, stromareiche Prostatahyperplasie, Gewebeschwund, Blutungen und sogar Kalkablagerungen. Die wichtigsten geweblichen Merkmale, die zur Unterscheidung beitragen, sind eine erhöhte sichtbare Zelldichte, verkleinerte mikroskopische Zwischenräume, ein verringerter extrazellulärer Raum wie auch die Gefäßneubildung. Insgesamt erscheint Prostatakrebs im Tomogramm als lokal begrenzte geringe Signalintensität vor dem Hintergrund des Drüsengewebes mit hoher Signalintensität. In der Übergangszone gleicht der Tumor in seiner Form einer Linse mit unscharfen Rändern, die einer mit Radiergummi verwischten Zeichnung mit Kohlestift ähnelt.

Für wen ist ein MRT sinnvoll?

Die Gelegenheit, eine MRT-Aufnahme von sich erstellen zu lassen, ist grundsätzlich immer sehr wertvoll und schadet nie. Dringend notwendig ist sie vor Antritt einer neuen spezifischen Behandlung. Das heißt, egal ob vor einer Hormon- oder Radiotherapie, eines radikalen Eingriffs oder nur der Active Surveillance – das MRT ist ein absolutes Muss für die Erwägung solcher Maßnahmen. Ansonsten ermöglicht es insbesondere im Rahmen der Erstbiopsie, gezielter und genauer nach einem Tumor suchen zu können. Die Kombination einer solchen MRT-gestützten, gezielten und systematischen Biopsie erreicht nachweislich bessere Detektionsraten als die jeweiligen Methoden allein, ist allerdings aufwendiger als eine Einzeldiagnostik.

Generell kann man sagen: Die  MRT dient dazu, sich Gewissheit über die Präsenz und Ausbreitung des Prostatakarzinoms zu verschaffen und ist bei all jenen Patienten sinnvoll, bei denen diesbezüglich Zweifel aufkommen und eine Absicherung erforderlich wird.

Zugänglichkeit der MRT in Österreich

Die MRT-Diagnostik fällt in den Aufgabenbereich der Radiologie. Wer in Österreich derzeit eine solche Untersuchung in Anspruch nehmen möchte, muss unter Umständen mit langen Wartezeiten rechnen. Zwar ist seit 2018 vertraglich vereinbart, dass der Terminerhalt bei regulären Patienten innerhalb von 20 Tagen und bei dringlichen, wie eben einem konkreten Tumorverdacht, in 5 Tagen erfolgen muss. Eingehalten werden kann dieser Zeitraum jedoch leider nicht immer, wobei man am kürzesten in Wien und Niederösterreich und am längsten in Oberösterreich, Burgenland und Salzburg wartet. Mit zwei bis drei Wochen sollten Patienten demnach grundsätzlich rechnen, wenn sie eine MRT-Untersuchung beantragen.

Gemäß der ÖGK wird für eine MRT-Untersuchung lediglich die Zuweisung der behandelnden Ärztin benötigt, die ab dem Ausstellungsdatum ein Monat gültig ist. Eine Bewilligung der Krankenkasse ist dabei mit Stand Juni 2023 bei Vertragsinstituten und -partnern nicht notwendig. Auch bei Wahlinstituten kann ein Antrag auf Kostenerstattung gestellt werden, dieser ist jedoch nicht gewährleistet und wird je nach Fall unterschiedlich gehandhabt.

Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und durch Fachkundige abzusichern. Die Kontrolle der Texte durch eine Fachperson ist derzeit noch ausständig. Artikel auf patiospots.com dienen ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein ärztliches Gespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und medizinisch abgeklärt werden.


Quellen: 

Read 771 times| Last modified on Mittwoch, 07 Februar 2024 11:26