Orientierung

  • Kurzinterviews mit Personen, die auf verschiedenste Weisen in ihrem Alltag mit Prostatakrebs in Berührung kommen und von ihren unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema erzählen 
  • Tipps & Ratschläge für Dein Leben mit der Diagnose Prostatakrebs
  • Erfahrungsberichte und Geschichten von Betroffenen

Eine der häufigsten Nebenwirkungen bei der Behandlung von Prostatakrebs ist Impotenz. Viele Betroffene beschäftigt daher die Frage der Männlichkeit. Um herauszufinden und zu verstehen, welche Möglichkeiten es gibt, mit den herausfordernden Umständen der Impotenz zurechtzukommen, haben wir Mag. Thomas Fröhlich in seiner Rolle als professioneller Sexualberater sowie selbst Betroffener gebeten, seine Erfahrungen und Beobachtungen mit uns zu teilen. Seine Ansicht zum männlichen Orgasmus hat Mag. Fröhlich zudem in einem kurzen Essay erläutert.

Wann kommen Männer in die Sexualberatung?

 

Welche Rolle spielt Sex in der Beziehung?

Wie gehen Männer mit dem Thema Sexualität um?

Welche Rolle spielt Sexualität für Männer?

Austausch mit anderen nach einer Krebsdiagnose

Krebsprävention bei Männern, PSA-Wert, Hodenkrebs

Partner:in kann Hodenkrebs entdecken

Was du zu deiner Prostatektomie mitnehmen solltest und wie du dich vorbereiten kannst

Hat der Tumor ein bestimmtes Stadium erreicht, scheint nicht selten die Prostatektomie - also die chirurgische Entfernung der Prostata - als chancenversprechendste Maßnahme zur Tumorfreiheit, hoffentlich bis zum Lebensende. Viele Betroffene erwägen diesen Schritt verständlicherweise mit viel Vorsicht, nicht zuletzt aus Respekt vor dem chirurgischen Eingriff selbst. Während auf die Notwendigkeit einer solchen Operation und damit möglicherweise einhergehende Nebenwirkungen leider niemand Einfluss nehmen kann, sollte man jedoch sehr wohl sicherstellen, die Zeit im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten.

Wir haben das Gespräch mit Betroffenen gesucht, die diesen Eingriff bereits hinter sich haben und von ihnen viele wertvolle Ratschläge darüber erhalten, welche Gegenstände und sonstigen Vorbereitungen den bestmöglichen Komfort während Deines Aufenthalts im Krankenhaus garantieren und welche praktischen Lösungen bei so mancher Komplikation helfen können. Mit diesen Tipps aus erster Hand wirst also bestimmt auch Du für Deine OP vorbereitet sein und die Tage danach durchstehen!

Disclaimer: Im Text sind bestimmte Begriffe gelegentlich mit einem Link versehen, der zu einem Amazon-Link führt, um eine Vorstellung zu geben, was unter den genannten Dingen in etwa gemeint ist. Uns ist allerdings wichtig, anzumerken, dass die konkreten Artikel nicht von uns getestet wurden und wir für das Integrieren der Links auch in keiner Weise finanziell profitieren.

1 Alles rund um den Katheter

  • Katheterschlauch zurechtrücken
  • Katheter-Tragebeutel
  • K-Y Jelly Gel
  • Seite des Katheters ausrichten
  • Die passende Hose / Nachthemd
  • Schmerzen anmerken

Die häufigsten Beschwerden, von denen Betroffene erzählen, stehen in Zusammenhang mit dem Katheter, der nach bzw. während der OP angelegt wird. Liegt er schlecht, kann das auf Dauer zu sehr intensiven Schmerzen führen. Dabei sollte das eigentlich nicht der Fall sein. Denn es ist meistens vermeidbar. Grundsätzlich gilt als besonders wichtig, zu vermeiden, mit dem Katheter anzustoßen bzw. am Katheterschlauch zu ziehen. Für diesen Zweck eignen sich insbesondere eigens dafür vorgesehene Tragebeutel, worin man den Katheter sicher legen und mittragen kann, wenn man ein paar Schritte gehen möchte. Alternativ dazu kannst Du Klebeband mitnehmen und ihn damit an Dein Bein binden bzw. Befestigungspflaster, die Du auf jeder urologischen Station bekommst, dafür nutzen. Im Prinzip ist dabei lediglich wichtig, dass der Schlauch des Katheters in einer kleinen Schleife anstatt in direkter Linie zum Penis hängt. Sicherheitshalber kannst Du auch ein K-Y-Jelly-Gel mitnehmen, falls diesbezüglich Komplikationen auftreten sollten. Ebenfalls ratsam ist an dieser Stelle, den Katheter bereits am ersten Tag gemeinsam mit der Krankenschwester an die bevorzugte Seite des Betts zu fixieren. Abhängig von deiner Schlafposition - insbesondere für Seitenschläfer - kann die Wahl der richtigen Seite ausschlaggebend für Deinen erholsamen Schlaf sein.

Darüber hinaus ist der Katheter normalerweise eher hinderlich, wenn es darum geht, seine Kleidung zu wechseln bzw. überhaupt etwas anderes zu tragen als das klinische OP-Nachthemd. Insofern ist es ratsam, sich bereits im Vorhinein Gedanken darüber zu machen. Als Alternative bieten sich hierbei zum Beispiel speziell dafür vorgesehene OP-Rehabilitations-Hosen mit Knöpfen an den Seiten oder ein eigenes, bequemes Nachthemd an.

Falls trotz allem an irgendeinem Zeitpunkt deines Aufenthalts Schmerzen auftauchen, zögere nicht, das in Anwesenheit der Krankenpfleger:innen anzumerken. Auf lange Sicht kann das ansonsten äußerst schmerzhaft werden, obwohl es eigentlich fast immer Lösungen gibt, um das zu reduzieren oder gar zu verhindern. So erzählt zum Beispiel ein Patient, die natürliche Form seines Glieds hätte durch das Befestigen des Katheters auf der falschen Seite einen internen Knick ausgelöst, der infolgedessen den Urinabfluss unmöglich machte. Das Problem konnte er folglich lösen, indem er die Seite wechselte. Nicht zuletzt zählt auch ein undichter Katheter zu den Routine-Problemen des Stationsaufenthalts. Das kann entweder, wenn auch eher selten, an einem verstopften Katheter oder aber an Blasenkrämpfen liegen, gegen die man anschließend ein Medikament bekommt. Übermäßige Schmerzen sind also niemals notwendig und sollten unbedingt thematisiert und behandelt werden. 

2 Gegenstände fürs Wohlbefinden

  • Wärmekissen & Massagegerät für Rücken, Bauch und Schultern
  • Hustenbonbons
  • Extra-Polster
  • Extra gepolsterte Unterhosen

Hast Du die OP erstmal bestanden, gilt: Geduld! Der menschliche Körper ist äußerst erholungsfähig, aber ein bisschen Zeit musst Du ihm trotzdem lassen. Spätestens nach einer Woche solltest Du Dich schon wesentlich besser fühlen. Lehn Dich also zurück und mach es Dir so bequem wie möglich - Dein Körper macht von hier weg die Arbeit für Dich. Vielleicht hast Du ja ein Wärmekissen oder ein Massagegerät, das Dir das übermäßige Liegen am Krankenbett erleichtert und angenehmer macht.

Es ist definitiv auch kein Fehler, sich infolge der OP sicherheitshalber auf eine Husteninfektion vorzubereiten. Egal, ob das die Folge der physischen Belastung der Narkose oder einfacher Raucherhusten ist: jegliche plötzliche Kontraktionen im Bauchbereich sind in der Situation äußerst unangenehm. In diesem Fall bewirken Hustenbonbons bereits Wunder. Dasselbe gilt übrigens auch für Lachen, Niesen und dergleichen. Hierfür kannst Du Dir auch einen zusätzlichen Polster mitnehmen, den Du dann auf Deine Schnittseite hältst, damit sie nicht weh tut. Ergänzend dazu sorgen sicherlich auch bepolsterte Unterhosen für mehr Komfort am Krankenbett.

3 Gegenstandslos (Mentale und körperliche Gesundheit)

  • Seelische Unterstützung mitnehmen
  • Mental darauf einstellen (Schwierigkeiten mit Stuhlgang)
  • Geduld, für Pathologie-Ergebnisse (Dinge für Zeitvertreib)
  • Schmerzmittel vermeiden
  • Beckenbodentraining zur Kontinenzverbesserung
  • Bewegung durch Spazierengehen

Die wohl wichtigste Vorbereitung für die Prostatektomie ist, sich mental darauf einzustellen. In den Stunden vor der OP verdichten sich Zweifel und Aufregung in deinem Kopf. Es ist absolut in Ordnung, sich Gedanken über mögliche Nebenwirkungen etc. zu machen. Überschreiten Deine Gefühle jedoch die Schwelle zur Panik und es entsteht plötzlich eine große Unsicherheit über den bevorstehenden Eingriff, solltest Du die Besorgnis dringend einer Krankenschwester oder eine:m Arzt oder Ärztin gegenüber äußern. Ob Nervosität oder mehr als das: In jedem Fall ist es angenehm, seelische Unterstützung zur OP, optimalerweise sogar zum OP-Gespräch mitzunehmen. Häufig begleiten also ein:e Lebensgefährt:in oder ein:e Freund:in den Patienten in dieser teilweise sehr fordernden Zeit, um den entscheidenden Unterschied von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit zu Wohlgefühl und Zuversicht auszumachen.

Aber auch in den Wochen und Monaten nach Deinem Krankenhausaufenthalt ist seelische Unterstützung sehr wichtig. Es braucht oft seine Zeit, ehe mögliche Beschwerden wie Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang nachlassen und sich die allgemeine Situation verbessert. Zusätzlich zur unterstützenden Hand seiner Liebsten ist es daher auch ratsam, bereits im Vorhinein Kontakt zu anderen Betroffenen oder einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen, um sich zu jedem Zeitpunkt über Erfahrungen auszutauschen. Hier erhältst Du häufig auch sehr wertvolle Tipps zu sehr spezifischen Problemen wie dem richtigen Umgang mit Schmerzmitteln, die unter Umständen suchtauslösend wirken können und im Optimalfall ausschließlich für Schlaf genutzt werden sollten.

Ebenso sollte Dir als Patient bewusst sein, dass die Zeit nach der OP neben der physischen und körperlichen Belastung auch viel psychische Ausdauer erfordert. Denn bis Du erfährst, ob der Eingriff wirklich erfolgreich war, kann über eine Woche vergehen. Während also Dein Körper langsam verheilt, wächst nicht selten der emotionale Stress in deinem Kopf. Es ist demnach sehr wichtig, sich bereits im Vorhinein Gedanken darüber zu machen, wie man sich während dieser Geduld fordernden Zeit am besten selbst beschäftigen kann, solange man auf die Pathologie-Ergebnisse wartet.

Abschließend kommen wir noch zu dem wohl einfachsten und gleichzeitig dennoch effizientesten Trick: Bereite Dich auf Deine OP vor, indem Du jeden Tag gehst oder Dich anderweitig bewegst. Fitness ist ein sehr essentieller Teil der Genesung. Gewöhne Dir bereits zuvor einen kurzen täglichen Spaziergang an, den Du dann nach Deiner Prostatektomie fortführst. Idealerweise erweiterst Du Deine sportliche Betätigung mit aerobem-, Kraft- und insbesondere Beckenbodentraining. Frage hier am besten bei deiner Ärztin oder deinem Arzt nach einer Empfehlung für eine:n Beckenboden-Trainer:in; oft gibt es dazu auch Angebot im ansässigen Krankenhaus. Dadurch kannst du bereits vor OP-Antritt nachweislich sowohl deine Kontinenz als auch den Verlauf des Eingriffs verbessern, da sich Dein Körper wesentlich schneller regeneriert. Auch ein Rauchverzicht in den Wochen vor der OP kann den Heilungsprozess beschleunigen.

Nun, selbstverständlich wirst Du unmittelbar nach Deinem Eingriff kaum die Energie haben, Dich viel zu bewegen. Es genügt daher vollkommen eine kleine Runde innerhalb der Krankenstation. Die Gesunden- und Krankenpfleger:innen freuen sich bestimmt, Dich munter anzutreffen. Vielleicht holst Du Dir einen Kaffee oder schaust einfach mal in den Garten. Auch von ärztlicher Seite wird stets zu ausreichender Bewegung, im Optimalfall bereits am ersten Tag nach der OP, geraten. Denn der gesundheitliche Aufschwung vieler bewegungsfreudiger Patienten zeigt, dass jenes bisschen Bewegung maßgeblich zu einer angenehmen physischen sowie psychischen Gesundheit beiträgt, weswegen bewegende Betätigung jedem empfohlen wird, der sich dazu nach seiner OP in der Lage fühlt.

Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.

 

Quellen: 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33833445/ 

Aus medizinisch-physiologischer Sicht scheint die Sache recht klar: Der männliche Orgasmus äußert sich in rhythmisch-reflexartigen Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur, die für ungefähr drei bis zwölf Sekunden anhalten. Das Sperma (= Ejakulat) ist eine Flüssigkeitsmischung aus Spermien, die aus den Hoden stammen, sowie aus Sekreten der Prostata, Nebenhoden und Samenbläschen. Bei einem Orgasmus stößt der Mann ungefähr 2 bis 5 Milliliter Ejakulat aus – darin sind bis zu 300 Millionen Spermien enthalten. Und aus dieser Vielzahl von Spermien kann dann tatsächlich das eine oder andere Spermium auch eine Eizelle befruchten, egal ob gewollt oder ungewollt. Somit kann der männliche Orgasmus den Mann auch zum biologischen Vater machen. Viele Männer haben jedoch auch eine soziale Vaterrolle angenommen, sodass es keine genaue Zahl darüber gibt, wie viele Männer sich in Österreich auch als Väter verstehen. Zwischen 1% (sechs Monate oder mehr Monate) bis 10% (weniger als drei Monate) der Männer gehen dann auch tatsächlich in Karenz. Aber zurück zum männlichen Orgasmus.

Der männliche Orgasmus ist zumeist ein kurzes, aber auch intensives Vergnügen – in der Dauer eines Wimpernschlags liegt ganz viel Glückseligkeit, und danach, bedingt durch die Ausschüttung des Botenstoffes Oxytocin, stellt sich ein befriedigendes Gefühl sowie eine innige Verbundenheit mit dem/der Partner:in ein. Natürlich variiert der männliche Orgasmus von Mann zu Mann – alles hängt von verschiedenen Lebensstilfaktoren, der jeweiligen Gesundheit sowie auch beispielsweise von beruflichen Rahmenbedingungen ab. Aber prinzipiell stärkt jeder Orgasmus das Immunsystem und reduziert Stress, obgleich beim Onanieren oder beim Geschlechtsverkehr. Der männliche Orgasmus ist ein Teil des gesunden Männer-Selbstverständnisses und letztendlich ein wichtiger Beitrag in der Gesundheitsprävention.

Orgasmusfähigkeit nach einer radikalen Prostatektomie

Was aber passiert mit dem männlichen Orgasmus nach einer radikalen Prostatektomie, wenn aufgrund eines Prostatatumors die gesamte Prostata mitsamt ihrer Samenblasen entfernt werden muss? Die Bewältigung möglicher Begleiterscheinungen wie beispielsweise Erektionsbeeinträchtigungen oder der „trockene Orgasmus“ stellen jeden betroffenen Mann vor eine hohe persönliche Herausforderung. Der trockene Orgasmus bedeutet, dass dieser ohne Ejakulat passiert, d.h. man(n) kann mit dem Penis kein Sperma durch die Harnröhre herausschleudern und, bedingt durch die Entfernung der Samenbläschen, ist man(n) dauerhaft zeugungsunfähig.

Der männliche Orgasmus aus Sicht des Mannes mit Prostatakrebs

Wenn man als Mann eine Prostatakrebserkrankung zu bewältigen hat, sind die Herausforderungen vielfältig. Von Inkontinenz bis Impotenz reichen die Themen, neben den klassischen Fragen zu OP-Techniken, von REHA-Möglichkeiten bis hin zur männlichen Sexualität, sprich: Ist ein aktives Liebesleben weiterhin möglich? Und wie konkret funktioniert „das“ mit einem trockenen Orgasmus? Letzteres ist wahrscheinlich jedem Mann doch vertraut – wer hat es noch nicht erlebt, dass nach dem zweiten oder dritten Mal beim Geschlechtsverkehr in schneller Folge das Ejakulat ausbleibt bzw. weniger wird. Das wohlige Gefühl des Orgasmus, das Kribbeln im Bauch über das kleine Becken bis in den Hodensack lässt sich vom reduzierten Ejakulat jedoch kaum beeindrucken - es bleibt warm und intensiv. Oder gilt es für einen Mann nur dann als richtiger Koitus, wenn Sperma „fließt“? Gehört zum intensiven Gefühl des Orgasmus auch unbedingt das Loslassen im Sinne des Abspritzens dazu?

Der trockene Orgasmus stellt per se kein gesundheitliches Problem dar – er ist eine normale Variante, kann aber mitunter ein psychisches Unwohl-Sein auslösen, wenn es dem Mann fremd und ungewohnt ist, offen über seine Sexualität zu sprechen, oder sich gegenüber seiner/seinem Partner:in zu öffnen. Feuchte Träume mögen der Vergangenheit angehören, doch erotische Träume werden keinesfalls ausbleiben. Wichtig ist, dass man(n) sich weiterhin als vollwertiger Mann fühlt und annimmt. Eine (Prostata-)Krebserkrankung ist immer eine Zäsur im Leben eines Mannes, doch birgt zugleich auch die große Chance, Veränderungen anzugehen und altgewohnte Abläufe zu verändern. Dort, wo der Penis im Laufe eines Männerlebens zuhäuf zu einem „erotischen Blitzableiter“ verkommt, bietet die Prostatakrebserkrankung tatsächlich die Chance, sein eigenes Liebesprogramm neu zu konfigurieren. Natürlich gehört es dazu, den eigenen Testosteronspiegel genau zu beobachten, weil manche Tumore hormonabhängig sind. Zudem sollte auch mit den operierenden Ärzt*innen über mögliche Nervenschädigungen, die bei der Operation auftreten könnten, gesprochen werden, weil diese für Komplikationen verantwortlich sein können. Wenn dann alle Risikofaktoren besprochen und in Relation zu einem erfüllbaren Sex(er)leben gesetzt werden konnten, steht – im wahrsten Sinn des Wortes – dem Mann nichts mehr im Weg, außer er selbst. Es macht daher auf alle Fälle Sinn, sich mit anderen betroffenen Männern auszutauschen, sei es bei einen der zahlreichen Selbsthilfeorganisationen oder in einer begleitenden sexualpädagogischen Gesprächsgruppe. Dort kann man(n) jedenfalls viel über sich kennenlernen, sich mit anderen Männern austauschen und auch viel Neues über Sex erfahren. Man(n) ist nie zu alt, um „Let´s talk about sex …“ zu beginnen.

Männliche Sexualität ist gesund und vital, sie ist schön und macht Spaß. Aber es kann auch zu Problemen kommen, u. a. durch erektile Dysfunktion (ED). Dies bezeichnet die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen bzw. diese für den Geschlechtsverkehr ausreichend aufrechtzuerhalten. Die Auswirkungen des „trockenen Orgasmus“ oder jene durch eine erektile Dysfunktion sollten dem Mann aber den Zugang zur eigenen, aktiven Sexualität nicht erschweren oder verunmöglichen. Sexualität ist kein Leistungssport, sie ist keine Ersatzdroge für andere Unzulänglichkeiten. Sexualität ist Kommunikation, sie ist unsere intimste Körpersprache und sie ist vor allem auch die Sprache zu uns selbst. Sex mit anderen sowie Sex mit uns selbst ist daher immer auch eine Begegnung, aus der wir Kraft und Zuversicht schöpfen können. Der Prostatakrebs mag uns betroffenen Männern zwar die eine oder andere gewohnte sexuelle Ausdruckskraft nehmen, aber man(n) kann sich auch neue lustvolle Ebenen erarbeiten. 

Kurzum – der OrgasMUSS sollte als ein OrgasKANN verstanden werden. Dann klappt es wieder mit dem sexuellen Höhepunkt in einer anderen, neuen Dimension. Man(n) sollte sich darauf freuen. Denn der Weg dorthin ist mit viel Übung und Vergnügen verbunden. Und so schwer er auch manchmal sein mag: Er lohnt sich.

Mag. Thomas Fröhlich, MA

Wien, am 15.12.2023

Hier folgt bald ein Leitfaden zur Beantragung des Behindertenpasses!

Wir, das studentische Team von PATIO, haben die Besucher der Wiener Weihnachtsmärkte dazu befragt, was sie über die Prostata wissen und durften dabei auf sehr spannende und lustige Antworten stoßen!

Was ist die häufigste Krebsart?

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Was ist die Prostata?

Prostatakrebs ist für Betroffene oftmals eine einschneidende Veränderung in das gewohnte Leben. Umso größeres Vertrauen wir darum in die Hände behandelnder Ärzte und Ärztinnen gelegt. Wir von PATIO haben deswegen das Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat, dem Leiter der Wiener Universitätsklinik für Urologie, gesucht, um ihn zu seinen Erfahrungen mit Prostatakrebs zu befragen und dabei sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:

Prof. Shariat über PATIO

Warum Urologie?

Prof. Shariat über Männergesundheit

Prof. Shariat über die Selbstbestimmung des Patienten

Prof. Shariat über Gesundheitspolitik

Prof. Shariat über die Selbstermächtigung des Patienten

Sind Männer mit Prostatakrebs benachteiligt?

Häufige Fehlannahmen über Prostatakrebs

Selbsthilfegruppen sind mit die besten Anlaufstellen, um sich infolge seiner Krebsdiagnose erstmals ausführlicher über die Erkrankung zu informieren und um verstehen zu lernen, was es bedeutet, einen Tumor in sich zu tragen. Als Vorstandsmitglied der Selbsthilfegruppe Prostatakrebse und Angehörige eines verstorbenen Prostatakrebs-Betroffenen ist Helga Platzer regelmäßig mit Neu-Erkrankten konfrontiert und leistet wertvolle Aufklärungsarbeit. Weil wir diese Arbeit für außerordentlich wichtig und ihre Sichtweise für besonders interessant halten, haben wir Helga zum Gespräch eingeladen, um sie zu ihren Erfahrungen mit Prostatakrebs zu befragen:

Was gibt es über die Ärzt:innen-Patienten-Beziehung zu sagen?

Prostatakrebs in der Partnerschaft

Woraus kann man während der Zeit einer Krebserkrankung Kraft schöpfen?

Wie ist eine Krebsdiagnose für die Angehörigen?

Wem erzählt man von der Krebsdiagnose?

Was war die erste Reaktion auf den Prostatakrebs deines Mannes?

Was hat Prostatakrebs mit Männlichkeit zu tun?

Wie präsent war der Prostatakrebs in eurer Partnerschaft?

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Wer steckt eigentlich hinter der Initiative PATIO? Was ist die Idee hinter dem Projekt? Welche Ziele verfolgt PATIO? Im ersten Teil unserer Interview-Reihe haben wir Univ.-Prof. Dr. Markus Mitterhauser, den Gründer von PATIO, zu Wort gebeten und zu seinen Erwartungen sowie seiner Vision befragt und sehr spannende Antworten bekommen:

Markus stellt PATIO vor

Was ist PATIO

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Welchen Mehrwert bieten Krebsbetroffene der Forschung?

PATIO und personalisierte Medizin

Radiopharmazie und Prostatakrebs

Inkontinenz bereitet vielen Prostatakrebs-Betroffenen als zentrales Thema nach einer Prostatekotimie große Sorgen. Wir von PATIO haben Stoma-Schwester Daniela in der Wiener Universitätsklinik für Urologie besucht und zu ihren Erfahrungen befragt und sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:

Welche Fragen beschäftigen Betroffene vor der OP (Prostatektomie)?

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Wovor haben Patienten bei der Prostatektomie am meisten Angst?

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Wie sieht eine Inkontinenz-Einlage aus?

Wie lange hält eine Inkontinenz-Einlage?

Welche Alternativen zur Inkontinenz-Einlage gibt es?

Was sind häufige Fehler bei der Anwendung einer Inkontinenz-Einlage?

Prostatakrebs ist für Betroffene oftmals eine einschneidende Veränderung in das gewohnte Leben. Umso größeres Vertrauen wir darum in die Hände behandelnder Ärzte und Ärztinnen gelegt. Wir von PATIO haben deswegen Urologin Dr. Melanie Hassler in der Wiener Universitätsklinik besucht und sie zu ihren Erfahrungen mit Prostatakrebs befragt und dabei sehr spannende sowie aufschlussreiche Antworten bekommen:

Wie schnell muss man auf Prostatakrebs reagieren?

Was unterscheidet Prostatakrebs von anderen Krebsarten?

Kann man von sich aus einen Gentest für Prostatakebs machen lassen?

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Was tut sich in der Forschung rundum Prostatakrebs?

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Warum ist die Einbindung von Patient:innen in der Medizin wichtig?

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Die präoperative Beratung im Rahmen der Prostatektomie ist nach wie vor eine sehr junge Entwicklung, die längst noch nicht in allen Krankenhäusern angekommen ist. Grund dafür war lange Zeit das Bedenken vonseiten der Krankenhäuser, Patienten könnten infolge ihrer Aufklärung eine spontane Angst vor ihrer OP entwickeln und sie infolgedessen ablehnen. Dass diese Sorge nicht nur unbegründet, sondern die Beratung sogar im Gegenteil in den allermeisten Fällen vielmehr ein Gefühl von Sicherheit anstelle von Angst vermittelt, erklärt Kontinenz- und Stomapflegerin Eva Semijalac in ihrem Interview mit PATIO.

Wer sind Sie?

Ich bin eine diplomierte Gesundheitskrankenschwester mit der Zusatzausbildung als Kontinenz- und Stomaberaterin. Ich mache das seit 1990 (damals auf der Neurologie) bzw. seit 1998 als Stoma-Schwester.

Was macht eine Kontinenz- und Stomaberaterin?

Kontinenz- und Stomaberaterin ist jemand, die die Leute berät; die sie schult; all jenen, die Harn- und Stuhlproblematiken aufzeigen oder die künstliche Ausgänge für Stuhl- und Harn bekommen.

Welchen Herausforderungen stellt man sich als Kontinenz- und Stomaberaterin?

Es ist ganz schwierig, weil jede:r anders ist. Man sieht den Patienten die Belastung an, dass sie ihre eigene Harnausscheidung nicht mehr selbst bestimmen können – dann wird’s schwierig vor allem für die Patienten selber, teils, weil sie sich in ihre früheste Kindheit zurückgesetzt fühlen.

Wenn Sie an einen schwierigen Patienten denken, woran denken Sie?

Ich hab‘ eigentlich keine schwierigen Patienten, nein. Ich fange die Patienten dort auf, wo sie sich gerade befinden und versuche, sie wieder auf ihren Lebensweg zu bringen. Die Patienten sind eigentlich nie schwierig… oder ganz selten! Die Situation sehr wohl, insofern, als dass sie emotional belastend ist.

Was geht in den Patienten nach der Diagnose vor?

„Das Leben ist vorbei. Ich kann nicht mehr bei der Haustür raus, kann nicht arbeiten gehen und keinen Sport mehr treiben.“

Wie können Sie Patienten mit Inkontinent konkret unterstützen?

Erstens indem wir beratend einwirken und aufzeigen, dass es eben auch Hilfsmittel gibt. Insbesondere für die Erstphase, damit sie sich wirklich normal kleiden können; damit sie das Haus verlassen können; dass man etwas dagegen tun kann – mit Beckenbodentraining oder Elektrostimulation – es gibt viele Dinge, die man gegen Inkontinenz tun kann. Aber man muss das Ganze langsam auf den Weg bringen, und das dauert halt einfach Zeit bis das wirkt. Beckenbodentraining ist nicht mit zwei Mal Üben vollendet.

Wie lange dauert Beckenbodentraining?

Am besten, wenn Sie wirklich in eine richtige Gruppe gehen für Beckenbodentraining; dass sie konsequent diese Übungen machen und es kommt auch ganz darauf an, welche Ursache die Inkontinenz hat. Man kann auch vor der OP bereits Beckenbodentraining machen, damit der Schließmuskel schon im Vorhinein trainiert ist.

Was können Patienten tun, um vor/nach einer OP fit zu sein?

Es gilt all das, was auch für jeden gesunden Menschen gut ist. Viel Bewegung, gute Ernährung und Beckenbodentraining, kann man in jedem Alter durchführen.

Was nützt Beckenbodentraining?

Dass der Schließmuskel kräftig bleibt, es fördert die Durchblutung und somit wieder auch die Potenz. Es bringt immer etwas, beiden Geschlechtern, in jedem Alter.

Worauf können Patienten mit Inkontinenz in ihrem Alltag konkret achten?

Die konkreten Tipps sind: Beim Heben immer in die Knie gehen, den Rücken schonen und bevor man wieder aufsteht, während des Ausatmens den Beckenboden anspannen, so wie wenn man den Harnstrahl zurückzuhalten versucht.

Kann Niesen und Husten für Patienten zum Problem werden?

Wenn sie eine Belastungsinkontinenz haben schon. Das haben viele Frauen schon im jungen Alter oder nach Geburten – immer dann, wenn der Schließmuskel einfach zu schwach ist. und auch Prostatakrebsbetroffene haben oft diese Belastungsinkontinenz.

Wofür wird Elektrostimulation eingesetzt?

Elektrostimulation kann man sowohl für Belastungs- als auch für Dranginkontinenz einsetzen. Dafür gibt’s unterschiedliche Elektroden, Penisklebeelektroden, Vaginalelektroden, Analelektroden, je nachdem – und dann kann man das einfach einstellen. Mittlerweile gibt’s auch Geräte mit Biofeedback, die wirklich auch aufzeichnen, wie hoch die Anspannung ist und wie gut Betroffene entspannen können.

Gibt es nach wie vor gängige Missverständnisse, die aufgeklärt werden sollten?

Ein Missverständnis ist, dass Patienten denken, es wäre effizientes Beckenbodentraining, wenn sie auf die Toilette gehen und ständig zwischendurch den Harnstrahl unterbrechen würden. Das hat man früher gemacht und sollte man heute nicht mehr. Stattdessen macht man heute Trockentraining im Sitzen oder Liegen – Frauen ab 40 eher im Liegen mit einem Polster unterm Hintern – kann den Beckenmuskel anspannen, für drei bis vier Sekunden halten, und wieder gut entspannen. Das ist eine einfache Übung. Aber nicht, wenn man auf eine Toilette geht, den Harnstrahl laufen lässt und dazwischen ständig stoppt. Das macht man heute nicht mehr, das ist ein Irrglaube, da es früher mal Empfehlung war. Man hört selbst heute noch immer wieder irgendwo davon. Es kommt immer wieder auf, unter anderem sogar bei Hausärzten, die noch auf veraltetem Wissensstand sind.

Wie sieht eine präoperative Inkontinenz-Beratung aus?

Wir haben es jetzt zumindest bei uns hier im Haus so, dass die Patienten, die eine Prostata-OP haben, auch präoperativ eine Beratung bekommen, wo sie Übungen lernen, den Beckenboden schon ein wenig trainieren und gegebenenfalls bereits im Voraus eine Verordnung für Inkontinenz-Einlagen erhalten und damit sie das Equipment bereits zuhause vorbereitet und einen Ansprechpartner mit Telefonnummer haben. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass nicht alle Prostata-operierten Patienten oder die eine Prostata-OP vor sich haben, inkontinent sind. Das hängt u.a. sehr viel davon ab, wie nervenschonend operiert werden kann und wie gut der Beckenboden bereits im Vorhinein trainiert ist. Es gibt insgesamt viele Faktoren, die bestimmen, ob Betroffene Harn verlieren oder nicht. Wichtig ist einfach, jedem Patienten Ansprechpartner zu geben, an die sie sich wenden können, sollte ein Problem dahingehend auftreten.

Wir, das studentische Team von PATIO, haben auf der Mariahilfer Straße Personen dazu befragt, was sie über die Prostata wissen und durften dabei auf sehr spannende und lustige Antworten stoßen!

Was ist häufiger: Brustkrebs oder Prostatakrebs?

Aufklärung

Was ist die häufigste Krebserkrankung allgemein?

Aufklärung

Was ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes?

Aufklärung

Was ist die Prostata?

Aufklärung

Wo liegt die Prostata?

Aufklärung

Welche Symptome treten bei Prostatakrebs auf?

Aufklärung

Warst du schon einmal bei der Vorsorgeuntersuchung?

Aufklärung

Eine Krebserkrankung bringt viele Fragen mit sich! Mit 3. Oktober 2023 startet wieder die Cancer School des Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH Wien. Die kostenlose Veranstaltungsreihe richtet sich ganz besonders an Betroffene und deren Angehörige sowie Interessierte und beantwortet häufig gestellte Fragen zur Erkrankung. So lernt man dort, den Befund zu „lesen“ und kann Fragen zum eigenen Befund stellen, aber auch Liebe und Familie, Sexualität und Fruchtbarkeit, Nebenwirkungen der Krebstherapie und was man selbst bei einer Krebserkrankung tun kann sind Thema. Neu ist in der Cancer School, dass es monatlich eine Veranstaltung gibt, sodass Betroffene jederzeit einsteigen können. Die Vorträge können vor Ort oder online besucht werden, wir bitten um Anmeldung (bei online Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich).

Weitere Termine sind:

  • 16. November 2023

Bewegung und Prostatakrebs: Was 10 Minuten Bewegung am Tag für dich bewirken

Die Auswirkungen von Krebs können in viele Richtungen schlagen. Neben den prominenten Problemstellen Impotenz und Inkontinenz berichten Krebspatienten immer wieder vor allem von chronischer Ermüdung, im Fachkreis gerne „Fatigue“ genannt. Während die ersteren beiden Symptome einen klassischen Fall für Physiotherapeuten mit Spezialisierung auf Prostatakrebs darstellen, liegt die Verbesserung von Erschöpfungssymptomen vielmehr beim Patienten selbst – gefragt ist Bewegungstherapie für zuhause.

Während Sport für einige Menschen bereits routiniert in den Alltag integriert ist, fällt es den meisten schwer, sich dafür zu begeistern. Doch dabei erfordert es gar nicht mal so viel Zeitaufwand wie man häufig denkt. Studien sind sich einig, dass bereits durchschnittliche 10 Minuten tägliches Training, etwa am Fahrrad-Ergometer oder Laufband, große Auswirkungen auf unser gesundheitliches Wohlbefinden haben können. Insbesondere aber auch krebsbedingte Erschöpfung und Nebenwirkungen der ADT, Strahlen- und Chemotherapie können sich durch Bewegung signifikant verbessern. Zudem kommt auch, dass sich der Körper besser regenerieren lernt, was neben dem Aufbau des Immunsystems auch die Erholung nach operativen Eingriffen wie der radikalen Prostatektomie erleichtert. Letzten Endes führt das bei Betroffenen vor allem dazu, dass sich ihre Stimmung nachhaltig aufhellt und sie sich wieder produktiver und gerüstet für den Alltag fühlen.

So kontraintuitiv uns das zwar manchmal erscheint: Bewegung macht uns glücklich. Uns ist natürlich bewusst, dass Dir das alles vermutlich nicht wirklich neu ist. Trotzdem ist es uns ein Anliegen, Dich ab und an wieder an die einfachen, unkomplizierten Lösungen zu erinnern, die den Lebensweg mit Prostatakrebs erleichtern können. Vielleicht bietet sich ja für Dich die Gelegenheit, ein wenig (mehr) Sport in deinen Alltag zu integrieren. Viele motiviert der aktive Gedanke, etwas gutes für seinen Körper und Geist zu tun. Im Zuge unserer Kooperation mit dem Fitnessstudio John Harris durften wir allerdings herausfinden, dass es für viele ein großer Antrieb ist, woanders als Zuhause Sport zu treiben, wo sie andere Menschen sehen, die es einem gleich tun und sich mental darauf einstellen können. So haben wir etwa mit Alfons Haider gesprochen, der bereits seit einigen Jahren die Unterstützung eines Fitnesstrainers in Anspruch nimmt, um seinen Körper fit zu halten. Im Rahmen dessen schien uns das John Harris nach einem angenehmen Fitnessstudio der höheren Preiskategorie, dem ein umfangreiches Zusatzangebot wie beispielsweise Wellness und Massage gegenübersteht.


Quellen:

Richardson, K., et al. "Fit for surgery? Perspectives on preoperative exercise testing and training." BJA: British Journal of Anaesthesia 119.suppl_1 (2017): i34-i43. 

Bourke, Liam, et al. "Exercise for men with prostate cancer: a systematic review and meta-analysis." European urology 69.4 (2016): 693-703.

Dimeo, Fernando Carlos. "Effects of exercise on cancer‐related fatigue." Cancer: Interdisciplinary International Journal of the American Cancer Society 92.S6 (2001): 1689-1693.

Mungovan SF, Carlsson SV, Gass GC, Graham PL, Sandhu JS, Akin O, Scardino PT, Eastham JA, Patel MI. Preoperative exercise interventions to optimize continence outcomes following radical prostatectomy. Nat Rev Urol. 2021 May;18(5):259-281.

Libidoverlust, Hitzewallungen, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen und Veränderung der Körperform samt Brustvergrößerung, Fettzunahme und Muskelschwund – die Nebenwirkungen der Hormontherapie (auch ADT genannt) erinnern stark an die Menopause der Frau. Das liegt daran, dass der „typisch männliche“ Testosteron-Spiegel gesenkt wird, um die Testosteron-abhängigen Prostatakrebszellen an ihrem Wachstum zu hindern. Wenig tröstlich für das männliche Selbstbild ist hierbei wohl, dass mehr oder weniger die gleiche Therapie auch transidente bzw. transsexuelle Personen erfahren, die eine körperliche Entwicklung vom Mann zur Frau durchleben. Sie benutzen die gleichen Medikamente und erleben teils die gleichen Nebenwirkungen.

Wo also liegt der Unterschied?

Nun, der größte Unterschied liegt darin, dass der Grund für die Therapie nicht unterschiedlicher sein könnte. Während die einen ihren Krankheitsverlauf verbessern wollen, versuchen die anderen ihrem Selbstbild gerecht zu werden. Was also für die eine Person lediglich Nebenwirkungen sind, ist für die jeweils andere das eigentliche Ziel der Therapie. Darüber hinaus erfolgt die Medikation bei Prostatakrebs nur für wenige Jahre, wohingegen Mann-zu-Frau-Transsexuelle ein Leben lang darauf angewiesen sind. Letztlich sei auch noch gesagt, dass die Unterdrückung des Testosteronspiegels lediglich ein Teil der Gesamttherapie bei Transsexualität ist. Hinzu kommt dabei nämlich noch die wesentlich entscheidendere Verabreichung des „weiblichen“ Östrogens, die bei der Prostatakrebs-Hormontherapie nicht erfolgt.

Studie zur Wahrnehmung von Männlichkeit bei Prostatakrebs

Dass Patienten infolge der Prostatakrebs-Hormontherapie nach wie vor Männer sind, ist biologisch unumstritten. Sie haben ein funktionales Y-Chromosom. Sie haben einen männlichen Körper samt Prostata. Sie haben alles, was es braucht, um ein Mann zu sein. Die einzigen, die sich darüber manches Mal unsicher sind, sind sie selbst. Eine Studie zur verkörperten Erfahrung und Wahrnehmung von Männlichkeit bei Prostatakrebs aus dem Jahr 2002 beschreibt nämlich genau das: Männer, die hormonell behandelt werden, fühlen sich oft unmännlich. Doch nicht nur das. Auch die Nebeneffekte der Prostatektomie und der Radiotherapie werden von vielen Betroffen als unmännlich wahrgenommen. Nebenwirkungen wie Impotenz und Inkontinenz werden in diesem Kontext oft als Preis verstanden, den sie fürs Überleben zahlen müssen. Besonders spannend ist zudem die Tatsache, dass es noch nicht einmal zu irgendeiner Form der Behandlung kommen muss, dass solch innere Zweifel auftreten. Für viele Männer ist generell körperliche Arbeit ein integraler Teil ihrer Selbstauffassung, weswegen bereits Müdigkeit und Energieverlust für viele ein Problem darstellen. Und schon allein die Suche nach medizinischer Unterstützung stimmt vielen Männern zufolge nicht mit ihrer Auffassung überein, „ein Indianer kenne keine Schmerzen“, um es in den Worten unserer Co-forschenden Ehefrau eines verstorbenen Betroffenen zu sagen.

Doch bedeutet „Mann sein“ alles in allem nicht vielmehr, seiner Verantwortung nachzugehen, sich um sich selbst zu kümmern, um in weiterer Folge auch für seine Familie, Freunde und Umfeld da sein zu können? Neben allem Gesagten möchten wir einmal mehr betonen, dass Betroffene im Laufe ihrer Erkrankung zwar durchaus manches Opfer darbringen müssen, ihre Männlichkeit ist jedoch keines davon.


Quelle:

Chapple, Alison, and Sue Ziebland. "Prostate cancer: embodied experience and perceptions of masculinity." Sociology of Health & Illness 24.6 (2002): 820-841.