Konferenzzentrum Ordensklinikum Linz Elisabethinen
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Die “PSMA-PET/CT” ist eine relativ neue Methode zur Darstellung von Prostatakrebszellen im Körper zur Ausbreitungsdiagnostik. Dabei werden winzige Mengen einer radioaktiven Substanz in den Körper injiziert, die daraufhin durch den gesamten Körper wandert und spezifisch an das Antigen PSMA bindet, das nahezu ausschließlich von Prostatakrebs produziert wird. Währenddessen liegt der Patient in einer donut-förmigen PET-Scan-Maschine, wo in Kombination mit einer CT- und/oder MRT-Untersuchung ein dreidimensionales Bild erzeugt wird, das die Prostatakrebszellen auf einem Monitor aufleuchten lässt wie einen Weihnachtsbaum. Dadurch sieht man exakt, ob der Tumor noch da ist, und wenn ja, wo genau.
Nun stellt sich für Betroffene die Frage, in welchem Stadium der Erkrankung die diagnostische Methode helfen kann. Die gute Antwort darauf ist: In jedem, vorwiegend sogar in fortgeschrittenen! Denn sie bietet eine allgemein deutlich weniger invasive Alternative zur Biopsie und MRT. In vielen Fällen behält man dabei sogar die Kleidung an, weswegen sie von einem Großteil der Patienten insgesamt als gemeinhin angenehmer betrachtet wird.
Prostatakrebs-Experten wie Dr. Mark Scholz, medizinischer Direktor der “Prostate Oncology Specialists Inc.” in Kalifornien, bewerten die Methode als besonders akkurat, noch genauer als andere Formen von Diagnostiken wie Knochenszintigraphie und CAT-Scans. Die PSMA-PET-Diagnose gibt Klarheit, ob es sich bei fraglichem Gewebe um Prostatakrebs handelt oder eben nicht. Das bedeutet, dass der PSMA-PET-Scan nicht nur die Erstdiagnose erleichtert, sondern auch das Therapiemanagement grundlegend verändert, indem sie allen Patienten eine metastasen-gerichtete Therapie ermöglicht. Die Scans liefern wesentliche Informationen für den weiteren Behandlungsplan Betroffener und geben mit klaren Antworten auf die Fragen “Wohin hat sich mein Tumor ausgebreitet?” und “Hat er sich überhaupt ausgebreitet” Gewissheit über den Tumorstatus.
Personen mit einem High-Risk-Prostatakarzinom (Gleason Score 8 - 10) ziehen aus der Methode wohl mehr Nutzen als Männer potentieller Behandlung durch Active Surveillance mit einem Gleason Score von 6, weil man hier sowieso recht sicher davon ausgehen kann, dass keine Ausbreitung im Gange ist. Ausbreitungsdiagnostik findet also nur dort einen Sinn, wo eine Ausbreitung realistisch ist. Doch neben der Beobachtung von Metastasen bieten PSMA-PET-Scans zusätzlich die Möglichkeit zur Kontrolle, ob ein Prostatakrebs nach einer Prostatektomie erfolgreich entfernt wurde. Schließlich lässt sich dadurch auch die individuelle Eignung für z.B. eine Lu-177-Behandlung feststellen, die noch in einem weiteren Artikel näher beleuchtet wird.
Die Verwendung der gewöhnlichen 68Ga-PSMA-Tracer ist komplett nebenwirkungsfrei, da die injizierte Menge minimal ist. Bei anderen kann es vereinzelt zu temporären Kopfschmerzen, Geschmacksveränderungen oder Fatigue (Müdigkeit) kommen, die normalerweise allesamt von selbst wieder verschwinden. Außerdem möglich - wenn auch selten - ist eine allergische Reaktion des Patienten auf das Kontrastmittel.
Darüber hinaus kommt es trotz der hohen Genauigkeit der Methode gelegentlich zu Fehldiagnosen. Das rührt daher, dass es einen geringen Prozentsatz an Prostatakrebszellen gibt, die kein PSMA produzieren und auf diese Weise nicht detektiert werden können. Gleichzeitig kann PSMA unter bestimmten Umständen auch von anderen Krebsarten oder selten auch von Nicht-Krebszellen exprimiert werden, was dazu führen kann, dass eigentlich gesunde Patienten fälschlicherweise ein positives Ergebnis erhalten. Aber das Risiko einer falsch positiven oder falsch negativen Aussage ist geringer als bei sämtlichen anderen Diagnosemethoden.
Tatsächlich ist der PSMA-PET-Scan in Österreich bereits in den meisten großen Krankenhäusern fester Bestandteil des klinischen Behandlungsansatzes und insofern auch für jeden zugänglich. Die dafür benötigten Geräte sind in jeder üblichen Nuklearmedizin-Station ohnehin bereits vorhanden. Relevant sind neben dieser Standard-Einrichtung lediglich die prostataspezifischen Radio-Tracer 18F-Cholin und 68Ga-PSMA und die Kontrastmittel für das CT, welche in den Arm des Patienten injiziert werden.
Wenn man sich diese Untersuchung im niedergelassenen Bereich wünscht, empfehlen wir, vorher abzuklären, ob die jeweilige Versicherung die Kosten trägt.
Wichtig: Wir von PATIO sind darum bemüht, unsere Informationen zu prüfen und mit Expert:innen abzusichern. So erfolgte die Freigabe der Texte durch Dr. Melanie Hassler von der MedUni Wien. Dennoch dienen Artikel auf patiospots.com ausschließlich zur Informationsübermittlung und ersetzen kein Ärztinnengespräch. Jeder Prostatakrebs muss individuell betrachtet und ärztlich abgeklärt werden.
Quellen (zuletzt abgerufen am 24.4.2023):
Bei der Hormontherapie, die gemäß der englischen Bezeichnung häufig als “ADT” abgekürzt wird, nehmen Betroffene Medikamente, um ihren Testosteronspiegel zu senken bzw. ihren Androgen-Wert systematisch niedrig zu halten. Das Wachstum von Prostatazellen wird nämlich normalerweise von der Menge des Hormons Testosteron gesteuert. Und eigentlich könnte sie genauso gut Antihormontherapie heißen. Denn die Idee hinter der Hormontherapie ist:
Bei Patienten mit einem Prostatatumor beschleunigt also im Normalfall das Androgen Testosteron dessen Wachstum. Um genau das zu verhindern, können sich Ärzt:in und Patient in gemeinsamer Absprache für eine Therapie entscheiden, bei der man durchgehend kontrolliert und beeinflusst, wie viel Testosteron im Körper ist. Für diesen Zweck gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Medikationsvarianten. Diese reichen von Tabletten sowie Nasensprays bis hin zu Injektionen und Implantaten. Dadurch unterdrückt man etwa das Signal im Gehirn, überhaupt Testosteron zu produzieren oder verhindert, dass es in die Zellen eindringen kann.
Wir haben gelernt, dass wir bei der Hormontherapie das Testosteron im Körper eines Betroffenen reduzieren möchten. Auf welche Weise ist das also möglich?
Die effektivste Möglichkeit, die Produktion des Hormons einzustellen, ist die sogenannte Orchiektomie, bei der die Hoden des Patienten entfernt werden. Dabei nimmt man dem Körper im Prinzip die Fabrik des Hormons. Das geschieht zwar weitestgehend schmerzfrei und lediglich unter lokaler Betäubung, ist allerdings eine irreversible Kastration, wodurch Betroffene auf Dauer die Fähigkeit verlieren, Kinder zu zeugen. Die Methode ist im Allgemeinen, je nach Alter und Lebenssituation, also eher unbeliebt.
Man kann sich LHRH-Antagonisten in etwa wie Falschgeld vorstellen, das man in riesigen Mengen in ein funktionierendes Wirtschaftssystem schleust. Dein Körper versucht dann, bei den GnRH-Rezeptoren in unserem Gehirn Testosteron zu “kaufen”. Aufgrund des plötzlichen Währungsüberschusses wird die Produktion von Echtgeld eingestellt, während der Hypothalamus, wo dieser Kauf stattfindet, aber bei genauerer Kontrolle das Falschgeld bemerkt und ablehnt, wodurch das Hormon kaum noch erfolgreich gekauft werden kann. Ähnlich wie der österreichische Finanzminister braucht unser Körper dabei bis zu sechs Monate, ehe er auf solch ein Problem reagiert. Bis dahin schleust man einfach wieder neues Falschgeld ins System und wiederholt den Vorgang.
Eingenommen werden LHRH-Antagonisten in Form von Spritzen im Bereich des Unterbauches, des Po- oder Oberschenkel-Muskels.
Dem Körper LHRH-Agonisten in Form von Injektionen, Implantaten oder Nasensprays zu geben, ist vergleichbar damit, eine Pflanze zu gießen. Unser Körper nutzt sie in erster Linie, um Testosteron zu produzieren. Wie du vielleicht bemerkst, ist das genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich damit erreichen möchte. In den ersten Wochen nach Einnahme von LHRH-Agonisten steigt nämlich sogar unser Hormonspiegel. Das ändert sich allerdings rasch: Genauso wie man eine Pflanze zu häufig gießen kann, wirkt sich auch ein LHRH-Überschuss negativ auf die Testosteronproduktion aus. Ab einem gewissen Punkt nimmt unser Körper also kaum mehr Agonisten (das sind Moleküle im Körper, die die Produktion stimulieren) an und produziert kein Testosteron mehr.
Bei einer Behandlung mit Antiandrogenen, die meist in Form von Tabletten erfolgt, ist der Körper nach wie vor in der Lage, Testosteron zu “kaufen” und zu produzieren. Für die erfolgreiche Entfaltung des Hormons muss es aber logischerweise erstmals überhaupt in seine Zielregionen wie Prostatazellen gelangen. Der Vorgang klingt also so irrwitzig wie simpel: Nimmt ein Patient ein entsprechendes Medikament zu sich, blockieren die Antiandrogene ähnlich wie politisch engagierte Klimaprotestler die Straßen, die zur Ablagestelle des Testosterons führen. Dadurch kommen keine Androgene in der Zelle an und sie kann nicht weiter wachsen.
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Medikamente, die auf unterschiedlichste Weise die Produktion von Testosteron verhindern, indem sie molekulare Signalwege blockieren. Zum Beispiel manipuliert Abirateron, das ebenfalls als Tablette eingenommen wird, aktiv die Produktion von Androgenen. Konkret wird dabei das Enzym CYP17A1 davon abgehalten, seine Arbeit zu verrichten. Dadurch werden wichtige Schritte im Aufbau von Androgenen verhindert und die Menge an Testosteron im Blut sinkt.
Die Hormontherapie wird oft begleitend nach einer Prostatektomie oder zusätzlich zur Strahlentherapie verschrieben, kann aber auch als eigenständige Behandlung durchgeführt werden. Dabei unterscheidet man abseits der Prostatektomie zwischen der kontinuierlichen und der abwechselnden Variante der Methode, die sich im Prinzip lediglich darin unterscheiden, wie häufig Medikamente eingenommen werden müssen. Während man bei der kontinuierlichen Hormontherapie in regelmäßigen Abständen wie z.B. in 3-Monats-Intervallen das Medikament teils prophylaktisch zu sich nimmt, geschieht das bei der abwechselnden Variante immer erst reaktiv, wenn ein bestimmter PSA-Schwellenwert erreicht wird. In einer Befragung von 36 kanadischen Prostatakrebs-Patienten sprachen sich dabei 89% der Teilnehmer für die abwechselnde Variante aus. Sie scheint also deutlich beliebter, wohl auch deswegen, weil sie in der Regel eine seltenere Einnahme von Medikamenten erfordert.
Mit Ausnahme der Prostatektomie sind die Nebenwirkungen aller aufgezählten Varianten nur temporär, das heißt, sie verabschieden sich nach Beendigung der Therapie wieder. Zu rechnen ist mit Hitzewallungen, Müdigkeit, Brustempfindlichkeit, geringem Sexualtrieb, erektiler Dysfunktion (Potenzstörung), Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen. Letzteres kann bei bereits bekannten Vorerkrankungen problematisch sein, da sie unter Umständen das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko deutlich erhöht. Grundsätzlich kann man also sagen, die Nebenwirkungen ähneln in ihren Symptomen sehr denen der Wechseljahre bei der Frau. Ein sehr zentrales Problem ist darüber hinaus, dass der Krebs langfristig eine Resistenz gegen die genannten Medikamente entwickeln kann, woraufhin dann auf eine andere Therapie umgestiegen werden muss.
Ob und in welcher Form eine Hormontherapie erfolgversprechend ist, entscheidet in jedem Fall Dein:e persönliche:r Ärzt:in gemeinsam mit Dir. Empfehlenswert ist im Behandlungsgespräch, nach den Nebenwirkungen spezifischer Medikamente zu fragen und Dir ein Verständnis darüber anzueignen, was in Deinem eigenen Körper während solch einer Therapie passiert und welchen Risiken Du dabei ausgesetzt bist.
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Quellen (zuletzt abgerufen am 24.4.2023):
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